Geheimnisse in der Gesellschaft und Wirtschaft

Schattenwelten oder – Bilder prägen die Kulturen in unserer Zivilgesellschaft und der Wirtschaft. Die Schatten sind die seelischen Geheimnisse unseres Lebens und prägen den Alltag. Die Schatten infizieren die Seelen der Menschen.

Lange, tiefe Schatten liegen im Tal. Der Sonnenstand in den Jahreszeiten sorgt dafür, dass ganze Talschaften in dunkles Licht getaucht werden. Die Schatten grenzen sich von den Sonnenstrahlen stark ab und bilden klare Grenzen zwischen der hellen und dunklen Welt. Wenn die Sonne nicht mehr ins Tal vordringt, oder nur durch den Berg zweimal im Jahr scheint, dann wird es kalt und die Menschen sehnen sich nach Wärme. Die Natur nimmt in ihrer kräftigen und endgültigen Art stark Einfluss auf das Leben der Menschen und ihren Kulturen.

Schatten infizieren die Seelen und unbewusste Steuerungen des menschlichen Verhaltens treten hervor. Die Seele des Menschen kann als Lebenskraft, die eine Person schöpfen kann, verstanden werden. Die Menschen träumen von einer angenehmeren Welt und beschäftigen sich mit der dunklen Seite von Märchen und Mythen. Das Kollektiv-Unbewusste in den Kulturen zeigt, dass über die kulturellen Grenzen hinaus ähnliche oder gleiche Schattenbilder entstehen.

Die Menschen rücken zusammen und bilden gesellschaftliche Formen des Zusammenlebens, die wechselseitige Abhängigkeiten schaffen und über finanzielle Interessen einen angenehmen Ausgleich garantieren, bei welchem alle – im Sinne der Gewinner-Gewinner-Optik – profitieren. «Filz» gibt warm und erwärmt die Seele, ist breit akzeptiert und gilt als «normal». Im Tal mit den hohen Horizonten wird es, für die Bewältigung der Zukunft, wichtig, dass der Blick über die Gipfel hinaus gepflegt wird. Findet diese geistige Ausweitung nicht statt, werden geistige Mauern aufgebaut und die Abgrenzung zu anderen Kulturen schafft Feindbilder, die Generationen überdauern. Die eigene Welt ist nach innen gerichtet und lässt nur noch Wahrnehmungen zu, welche die eigenen, bisherige Meinungen bestätigen. Der Austausch der «Gefangenen» auf den sozialen Medien verstärkt diese Wahrnehmungen und führen zu extremen Positionen, die nicht verhandelbar sind. In Farben ausgedrückt entstehen «Schwarz-Weiss-Welten», die Extreme in jede Richtung fördern und Grautöne, welche für die Komplexität der Zusammenhänge stehen, werden ausgeschlossen. Abschottung, Verbarikadierung, Einkappselung, Igelkultur sind hervortretende Formen der Lebensgestaltung.

Die kulturelle Form der bildenden Kunst könnte sich mit den seelischen Geheimnissen der Gesellschaft auseinandersetzen. Dies geschieht, auch in der zeitgenössischen Kunst, zu wenig. Frauen sind in der musealen Welt nach wie vor untervertreten, mit leichter Besserung der Situation. In Auktionen werden Spitzenverkaufswerte ausschliesslich bei Männern erzielt. Zeitgenössische Frauen stellen sich häufig selbst dar und geben tiefe Einblicke in ihre Seelen. Nicht unbedeutend sind auch die weiblichen Präsentationen ihrer Körper, die bei den Männern Phantasien auslösen und die Frauen mit Unverständnis zurückbleiben lassen. Ihre Präsentationen zeigen häufig Verletzungen und Traumas aus der Kindheit, die mit dem Kunstschaffen verarbeitet werden. Der Blick auf die Vergangenheit der Kunstgeschichte und damit in den Rückspiegel ist mindestens gleichwertig wie die kritische Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen und politischen Realität der Gegenwart. Beliebt ist auch das Bezug-Nehmen auf die Wissenschaft. Die Sammlung und Zusammenfassung von wissenschaftlichen Beiträgen in den Medien werden verdichtet und mit Bildern verbunden. Kunst ist aber nicht Wissenschaft und wird es auch nie sein. Der Kunst fehlt der Falsifizierungsprozess bei der Prüfung von Hypothesen. Die Kunst befasst sich mit der Reflexion und versucht diese Denkprozesse in symbolischen Darstellungen umzusetzen.

Schattenwelten in der Person

Schattenwelten sind bei jedem Menschen jene Seiten, in die wir nicht hineinsehen können. Wir sind uns selbst ein Rätsel. Unser Ich, das Bewusstsein kennen wir über die wesentlichen Funktionen wie das Fühlen, die sinnlichen Wahrnehmungen, das Denken und die Intuition. Über die Schattenwelten entdecken wir immer wieder Neues über uns selbst. Aus dem Unterbewussten tauchen Inhalte über die Träume auf, die uns einen Zugang zur Schattenwelt verschaffen. Es gibt bei jeder Person Teile, die uns unbekannt sind. Wir sind unvollendet, wir wachsen und verändern uns. Die Persönlichkeit, die wir in der Zukunft sein werden, ist heute schon angelegt, allerdings unbewusst. Sie liegt noch im Schatten. Wir wissen, was wir sind und waren, aber wir wissen nicht, was wir sein werden.

Bild: Canva

Das Gedächtnis verbindet uns mit jenen Dingen, die aus dem Bewusstsein verschwunden oder bei Seite geschoben worden sind. Das Gedächtnis oder die Erinnerung ist die Fähigkeit, unbewusst gewordene Inhalte zu reproduzieren. Vollständig in die Dunkelheit geraten wir, wenn es um die subjektiven Wahrnehmungen geht. Wir nehmen Menschen und Dinge in einer spezifischen Reaktion wahr, die wir uns gegenüber nicht unbedingt für wahr halten wollen.

Wir können dies uns gegenüber als peinlich ansehen, aber keiner gibt gerne zu, dass man diesen Wahrnehmungen unterworfen ist, ohne dagegen etwas tun zu können. Wir lassen das lieber im Schatten, weil es uns leichter fällt anzunehmen, wir seien völlig unschuldig, ehrlich und aufrichtig oder völlig guten Willens. Jeder von uns hat eine Unmenge subjektiver Reaktionen, es kommt uns aber nicht allzu gut, sie zuzugeben. Diese Schattenseiten sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Mensch-Seins. Es ist sehr unangenehm, sich mit diesen Schattenseiten der eigenen Person zu befassen. Leider gibt es auch viele Menschen, welche die Beziehung zur eigenen Schattenwelt verloren haben. Viele haben damit auch die Beziehung zum eigenen Körper verloren. Der Körper bringt aber Dinge hervor, die wir nicht schätzen. Der Körper lügt nicht.

Nun treten aber auch noch die Emotionen und die Affekte in Erscheinung. In der Emotion kann man wegbewegt werden, so zu sagen „über den Haufen geworfen“. Wir sprechen dann davon, dass jemand „ausser sich“ ist oder dass die Person „vom Teufel geritten“ wird. Wir verwundern uns und fragen: „Was ist in ihn oder sie gefahren?“. Der Primitive sagt, dass ein Geist in einen Menschen gefahren ist. Dies entspricht nicht unserem aufgeklärten Denken und Handeln. Die Ich-Kontrolle ist aufgehoben. Das Innere des Schattens hat von einem Menschen Besitz ergriffen, ohne dass man dagegen etwas tun kann. Diese Emotionen und Affekte führen zu körperlichen Reaktionen, wie zum Beispiel

hoher Blutdruck, Herzrasen etc. Eine weitere Möglichkeit der Schattenbildung ist, dass das Unbewusste die Herrschaft über das Bewusstsein total an sich gerissen hat. Die Bewusstseinskontrolle ist auf dem Tiefpunkt angelangt. Man kann den „Kopf verlieren“ und trotzdem normal sein. Bei primitiven Völkern können solche Konstellationen an der Tagesordnung sein. Sie sprechen dann davon, dass ein Teufel in den Menschen gefahren ist, oder dass die Seele den Menschen verlassen, also einen Selbst-Verlust erlitten hat. Solche Ereignisse können zu Neurosen führen, sind aber primär aussergewöhnliche Zustände. Überwältigende Emotionen sind vor allem unerwünscht.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Licht und Schatten bedingen sich gegenseitig und wechselseitig. Wo Licht ist gibt es automatisch Schatten. Dies ist ein Grundprinzip unserer Existenz. In der Persönlichkeit eines Menschen zeigt sich dieser Zusammenhang bei der Komplementarität der Persönlichkeitsmerkmale. Ein Beispiel kann sein: der Konfliktorientierung einer Person steht die Harmonieorientierung gegenüber. Wir gehen davon aus, dass sich jeder Mensch situativ, auf eine Situation bezogen verhalten kann. Dann ist seine Persönlichkeit sowohl auf Konflikte, als auch auf Harmonie ausgerichtet. Je stärker eine Seite ausgeprägt ist, desto schwieriger ist es – auch wenn es eine Situation verlangt – die andere Seite zu betonen. Bei einer sehr starken Ausprägung einer Seite ist das Leben der anderen Seite unmöglich. Hier entstehen die Schwächen und Ängste einer Person. Die sehr starke Konfliktorientierung hat Angst vor der harmonischen Übereinkunft mit anderen Personen. Die sehr starke Harmonieprägung hat Angst Konflikte austragen zu müssen. Bei ausserordentlich starker Ausprägung einer Seite sind Fehlleistungen „normal“. Das Lernen die andere Seite zu leben, selbst wenn es eine Situation verlangt, ist nicht möglich.

Die Hintergründe dieses Versagens sind mit dem angeborenen Temperament, der Sozialisation in der Kindheit, der Anforderungen der gesellschaftlichen Umwelt oder mit den tiefen Schichten des limbischen Systems und mit deren hormonellen Prägungen verbunden. Es kann sein, dass der Cortisol-, Serotonin- oder Dopaminstoffwechsel, der mit einer überdurchschnittlichen Gewaltneigung in Verbindung gebracht wird, nicht im Gleichgewicht ist. Zusätzlich kann man davon ausgehen, dass das Unbewusste das Bewusstsein beherrscht und unergründlich ist. Die Metapher „das Bewusstsein ist eine Insel im Ozean des Unbewussten“ hat seine Berechtigung. Die Schatten aus dem Unbewussten sind länger als das Licht des Bewusstseins.

Interessant sind die Ausprägungen der Persönlichkeitslinien, wenn es um die Aspekte der Macht geht. Die drei Linien „Selbstvertrauen – Selbstkritik“, „Mensch- Sachorientierung“ und „Durchsetzung – Ausgleich“ sind zentral. Bei machtgierigen Menschen sind es starke Ausprägungen wie Arroganz und Narzissmus, Empathielosigkeit, Hartherzigkeit, fehlende Selbstkritik und Autoritarismus, die zur Ausübung von Macht führen, wo also Dinge durchgesetzt werden, auch gegen den Willen von betroffenen Personen. Diese Ausprägungen sind – Frauen und Männer – bei CEOs, Anwälten, Medienschaffenden, Politiker und Chirurgen zu beobachten – 3Sat-Sendung „Scobel“ vom 30.9.21 – Allerdings wird Macht in Verbindung mit Gewalt in Verbindung gesetzt. Machtausübung mit Gewalt funktioniert mittel- bis langfristig nicht.

Die komplementäre Sichtweise ist menschenfreundlich ausgerichtet, weil die Wertschätzung im Zentrum steht, ohne dabei die Sicht auf die Stärken und Schwächen zu vernachlässigen. Es ist möglich die Persönlichkeit eines Menschen umfassend zu beschreiben und zu verstehen. Dafür braucht es rund 35 komplementär dargestellte Merkmale. Ein Beispiel: Dem Persönlichkeitsmerkmal „Selbstvertrauen“ steht die „Selbstkritik“ gegenüber. Die sehr starke Neigung zu Selbstvertrauen ist mit Arroganz verbunden. Die sehr starke Neigung zu Selbstkritik mit Selbstzweifel. Auf diesen sehr starken Ausprägungen sind die Ängste und Schwächen positioniert. Arroganz trägt die Angst in sich an sich selbst zu zweifeln, der Selbstzweifel das Vertrauen in sich.

Schattenbilder in der Gesellschaft

Die Zivilgesellschaft ist geprägt durch ein komplexes Netz von wechselseitigen Beziehungen zwischen Menschen und der Kultur, die sich über Jahrzehnte herausgebildet haben. Kulturelle Werte einer Gesellschaft, beispielsweise die Souveränität eines Landes, haben sich im Verlauf der Geschichte herausgebildet und sind in der Gegenwart Werte, die den Zusammenhalt in der Gesellschaft beeinflussen.

Wir tun so, als ob es Corona nicht mehr gäbe. Der erste April passt perfekt zur Aufhebung aller Schutzmassnahmen und zur Rückkehr in die „Normalität“. Es ist zu beachten, dass Kriege Seuchen begünstigen. Prävention ist angesagt, aber die Signale der Regierung sind dürftig. Forscher beklagen sich jetzt schon, dass für das notwendige Viren-Monitoring kein Geld vorhanden ist. Die Regierung deklariert die unmittelbare Zukunft als „Übergangszeit“.

Generell gibt zu bedenken, dass im OECD Ranking der Gesundheitssysteme die Schweiz von Rang drei auf Rang vierzehn abgestürzt ist. Ein ähnliches Bild wird

beim Thema „Wohlstand“ beobachtet. Selbst- und Fremdwahrnehmung der Verantwortlichen und der Wissenschaftler gehen teilweise weit auseinander. Das sind Schattenbilder, die mittelbar zeigen, wie es in der Realität aussieht.

Weil Prävention nicht in der „Natur der Menschen“ verankert ist, müssen wir uns auf Trends ausrichten, die empirisch belegt sind. Beispielsweise gibt es rund 3000 Todesfälle pro Jahr wegen falschen Medikationen, oder Psychopharmaka, Schmerz- und Schlafmittel sind die häufigsten, verschriebenen Mittel. Depressionen oder Burnouts werden bei rund 20% der Bevölkerung diagnostiziert, oder die Ess-Störungen und psychiatrischen Einweisungen haben vor allem bei Jugendlichen sehr stark zugenommen, unterschiedlich aufgeschlüsselt nach den Kantonen.

Schattenbilder in der Wirtschaft

Der Krieg in der Ukraine spiegelt die langjährige Abhängigkeit von Rohstoffen von Russland, sei es beim Uran, beim Gas und Öl oder bei gewissen Nahrungsmitteln. Umliegende Länder planen den Ausstieg aus der Abhängigkeit und die Schweiz wartet ab und schaut zu. Eine Welt der Schattenszenarien tut sich auf.

susanne-hauser.com, Schattenwelten, 2008

Die Schweiz ist Drehscheibe des russischen Rohstoffhandels. Anwälte und Treuhänder helfen mit über Off-shore-Gesellschaften Geld vor dem Steuerfiskus zu verstecken. Die Oligarchen aus Russland spielen dabei eine zentrale Rolle und reflektieren mit ihrer Geschäftstätigkeit, dass sich Europa in eine starke Abhängigkeit der Russen hineinmanövriert hat. Die Forderung der Russen, die Gas- und Ölbezüge in Russischen Rubels zu bezahlen, widerspricht den vertraglichen Abmachungen und stärkt die Position der Bezüger. Schattenwelten, die schon seit langer Zeit akut sind, tun sich auf und lassen die Alarmglocken läuten.

 

Eduard Hauser

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